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konstruktive Kritik anbringen:
Blind zu sein, muß die ärgste Behinderung sein. So dachte ich bis zur Geburt Christians. Schließlich war mein Großvater Kriegsblinder. (Ich lernte ihn zwar nicht mehr kennen, doch die Erzählungen meiner Mutter machten mir klar, wie einschneidend eine solche Behinderung ist, und wie ohnmächtig und zornig sie Betroffene werden lässt.) Der Sauerstoff der Christians Netzhäute zerstörte, zwang mich dazu mich mit dieser Form der Behinderung neuerlich und diesmal viel intensiver auseinander zu setzen. Nach dem ersten Schock. Für dessen Verdauung ich nur ein paar Tage Zeit hatte, denn dann musste das Leben einfach weiter gehen und so weit als möglich neu eingerichtet und optimiert werden.
Christian hat mich gelehrt, daß Blindheit tatsächlich eine einschneidende Behinderung darstellt. Aus Sicht eines “normal sehenden Menschen” wahrscheinlich tatsächlich eine der gravierendsten Behinderungen die ein Mensch haben kann. Aber er hat mich vor allem gelehrt, daß der Mensch noch andere Sinne hat, die man in einer absolut unglaublichen Weise perfektionieren kann. Das Gehör, das Haut- und Haar-Sensorium, den Tastsinn, den Geschmackssinn, den Geruchssinn, und wenn er da nicht schon drin enthalten ist dann auch noch den “sechsten Sinn”. Absolut unglaublich, was Christian mit diesen Sinnen anstellt !!! Und er hat mich gelehrt, diesen fehlenden Sinn zu ignorieren und daß Blinde “ganz normal” glücklich sein können.
Blindheit allein kann Dich von Deiner Umwelt ausschließen und Dich zum Einzelgänger und Außenseiter machen (sie muß es aber nicht). Sie schließt Dich aber weitgehend vom Arbeitsmarkt aus. Ist nicht schön, aber leider Faktum. Christian ist aufgrund seiner geistigen Behinderung ein Sonderfall der so tut als ob ihn das nichts anginge. Aber “normale” Blinde brauchen da schon Hilfe in Form von Meinungsaustausch, Zuspruch und Information. Und Eltern und andere Verwandte brauchen ebenfalls Hilfe um mit der Situation zurecht kommen zu lernen. Wo bekommen wir diese Hilfen ?
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Für Sehende gibt es interessante, außergewöhnlich und zugleich faszinierende Möglichkeiten um Christians Welt verstehen zu lernen:
- Eine beeindruckende Sinneserfahrung für Sehende und zugleich eine der seltenen Möglichkeiten für Blinde, die Relativität von Fähigkeiten vorzuführen ist die Wander-Ausstellung “Dialog im Dunkeln”, die bis 30.06.2008 einen Dauerplatz im Programm der Wiener Stadthalle bekam ...
- Wer wissen will wie Christian sich beim Essen fühlt, probiert es einfach mal mit Essen und Trinken in totaler Dunkelheit. Solche Angebote gibt es beim “Dialog im Dunkeln”. Immer wieder mal sind im Internet Angebote zu finden unter Stichworten wie “Essen im Dunkeln”, “Blind Dinner”, “Dinner in the dark”, “Unsicht-Bar”, “Dunkelessen” ...
- Eine Gratwanderung zwischen Möglichkeiten und Grenzen der Medizin rund ums Sehen bietet das 3sat-Magazin “nano” ...
- Neues Sehen für “nicht Geburtsblinde” (also nicht Christian), berichtet von www.trendsderzukunft.de am 17. Februar 2013:
- Das Argus II ist weltweit das erste bionische Auge, das im Februar 2013 die Zulassung von der FDA, der US amerikanischen Food and Drug Administration erhalten hat. Das bionische Auge Argus II von Second Sight besteht aus zwei Teilen;
- einem Implantat mit Retina-Konnektoren, das wie eine künstliche Netzhaut funktionieren soll, und
- einer Brille mit eingebauter Videokamera und einem speziellem Prozessor , der das Bildmaterial verarbeitet und Informationen in Echtzeit an das Implantat sendet.
- Dies erscheint als ein großer Schritt hin zu einer guten Lösung für stark sehbehinderte oder erblindete Patienten, der Sehen wieder ermöglicht.
Bild: Das Implantat von Argus II
Natürlich ist man derzeit noch nicht in der Lage, den Patienten ein Sehen wie einem nicht sehbehinderten Menschen zu ermöglichen, Aber die Patienten können so genug Licht wahrnehmen, um sich selbständig in der Öffentlichkeit fortbewegen zu können.
Seitens der FDA hat man die Risiken genau abgewägt und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Vorteile, die das Argus II System bringt, gegen die Sicherheitsbedenken wie beispielsweise nachoperative Infektionen und weitere überwiegen.
Zunächst soll das Argus II nur in fünf US-Bundesstaaten (Maryland, Kalifornien, Pensylvania, Texas und New York) an insgesamt sieben Kliniken für Patienten zur Verfügung stehen. Die HighTech Sehhilfe hat natürlich auch ihren Preis. Die Kosten sollen sich auf rund 150.000 US Dollar (umgerechnet rund 112.300,- Euro) belaufen. Darin sind noch nicht die Operationskosten, sowie die Kosten für die Patientenschulung enthalten. Doch was bedeutet der Preis, wenn man Blinden wieder ein Stück Unabhängigkeit zurückgeben kann.
Hier noch Hinweise zu blinden Menschen mit ganz besonderen Begabungen:
... weitere Links werden hier noch folgen.