Spaltenbergung
Am 14.08.2004 haben Ferry und Rudi in Flatz eine Bergrettungsübung gemacht. Übungsannahme: “Eine Person einer Zweier-Seilschaft ist in eine Gletscherspalte gestürzt. Beide Personen haben sich vor Betreten des Gletschers mit ihren Brust- und Sitzgurten ordnungsgemäß ins Seil eingeklinkt (Seilring und Schraubkarabiner) und Reepschnüre mit Prusikknoten sowie Bremsknoten am Seil angebracht. Der Sturz konnte vom Zweiten gehalten werden. Beide Personen sind unverletzt. Es gilt den Gestürzten zu fixieren und aus der Spalte zu bergen, wobei der Gestürzte die Bergung unterstützen soll.”
 
Fazit: Rettungstechniken wie Aufprusiken, Steigbügeltechnik und Lose Rolle wurden trainiert und können ohne viel Nachdenken angewendet werden. Aufprusiken ist aufgrund des enormen Kräftverschleißes nicht erfolgversprechend (hat keiner von uns beiden geschafft). Entscheidend für den Erfolg der Bergung ist
 
  • eine möglichst kurze Zeitspanne, in der der Gestürzte frei hängt (zB. unter überhängenden Spalten bzw. Wänden; zB. weil die Vorbereitung der Rettungsmaßnahme durch Fixierung etc. dauert; die Bergemaßnahme muß aus Sicht des Gestürzten innerhalb von max. 4-5 Minuten starten, weil nach diesem Zeitraum wegen Erschöpfung keine aktive Mithilfe mehr zu erwarten ist) und
  • möglichst wenig Gewicht des Gestürzten (Einen 110-Kilo-Mann wird eine einzelne Person trotz dessen Mithilfe kaum aus einer Spalte bergen können. Bei Rudi reichte die Kraft zur aktiven Mithilfe nach einigen Minuten nicht mehr aus, und für Ferry allein war es nicht machbar ...)
  • Wir verzichten in dieser Zusammensetzung auf die Begehung von Gletschern in Zweier-Seilschaft, wenn
    •   nicht eine permanente “Karawane” die gefahrlose Begehung eines
        erkennbaren Standardweges ermöglicht, oder
    •   der Gletscher nicht ausgeapert ist und alle Spalten deutlich erkennbar
        sind (bzw. wenn eine Schnee- bzw. Firnauflage Spalten verdeckt).
 
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Eventuell ist die Begehung durch Zusammenschluß mit einer anderen Seilschaft möglich - aber sonst nicht, weil uns das Risiko dann eindeutig zu hoch wäre. Möglicherweise sähe das Ergebnis auch anders aus, wenn wir zwischen Übungen verschiedener  Rettungsmuster abgeseilt und uns erholt hätten. Aber wir trainierten den Ernstfall, wo Du ja auch nicht abseilen kannst und ein Viertelstündchen Pause einlegst - im Gefrierschrank und frei hängend geht es um jede Minute, das wissen wir jetzt sicher!
 
Detail am Rande: Ein unerwartetes Problem machte uns die Vorwärts-Orientierung der Rettungs-Literatur. Beim Fixieren und Bergen geht es darin immer nur nach oben. Der Gefahr des Zurücksinkens wird durch Rücklaufsperren des Seils begegnet (meist Prusikknoten). Das hat zur Folge, daß ein belastetes Zugseil nicht mehr entlastet werden kann wenn der Gestürzte nicht aktiv mithelfen kann. Ein Abseilen des Gestürzten zu einem tiefer liegenden Absatz (Schneebrücke etc.) wird dann unmöglich. Wenn die Bergung nach oben unmöglich ist und zusätzliche Hilfe organisiert werden muß, deren Eintreffen länger als 10 Minuten dauert, werden die Überlebens-Chancen im Eisschrank zusätzlich noch durch das freie Hängen im Gurt spürbar reduziert. Wir gerieten beim Üben in diese Situation und wäre bei unserer Übungswand nicht der schnelle Abstieg des Retters zum Gestürzten möglich gewesen hätten wir ein ernsthaftes zusätzliches Problem gehabt. Dabei ist es egal ob der Gestürzte 1 oder 10 oder 100 Meter über festem Boden hängt - wenn der Gestürzte hilflos und frei in den Gurten hängt, hilft sicher kein Abschneiden eines Seilstücks ...
Update: 15.08.2004
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