Das lateinische Wort für hervorragend ist “promineo”. Prominenzen sind also hervor- ragend. Eine Gruppe statistisch interessierter Bergsteiger hat diesen Ausdruck irgendwann auch im Zusammenhang mit Bergen zu verwenden begonnen. Er passt gut zu den Bergen, findest Du nicht auch ? Ich unterscheide zwischen dreierlei Prominenzen:
Subjektive Prominenz,
Objektive Prominenz, und
Emotionale Prominenz.
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Subjektive Prominenz
Beispiel: Der Dachstein ist 2.994 Meter hoch über dem Meer, der Grimming hingegen ist nur 2.351 Meter hoch über dem Meer.
Klarer Sieger nach Seehöhe ist somit der Dachstein.
Doch von klettertechnischen Schwierigkeiten und Wetterunbilden abgesehen weiß jeder Begeher um wieviel mehr Aufwand eine Besteigung des Grimmings bedeutet. Denn während eine Dachstein-Ersteigung vom Parkplatz bei der Türlwandhütte auf 1.680 Meter Seehöhe startet, nimmt die Ersteigung des Grimming am Parkplatz in Trautenfels oder Niederstuttern vom Ennstal aus in 650 Metern Seehöhe ihren Anfang. Die Ersteigung des Grimmings erfordert also die tatsächliche Bewältigung von 1.701 Höhenmetern, diejenige des Dachstein hingegen “nur” 1.314 Höhenmeter.
Klarer Sieger nach praktischen Höhenmetern ist somit der Grimming.
Man könnte jetzt argumentieren, die Besteigung des Dachstein wäre ja ebenfalls vom Ennstal aus möglich. Das ist natürlich auch wieder richtig, und obwohl das in der Praxis wohl niemand macht, führt es uns zu einer weiteren Betrachtung. Ein Berg wirkt auf seine Betrachter umso beeindruckender, je höher er sich aus dem Talboden als selbstständiger Berg erhebt. Wirklich ? Ja, wirklich - erinnere Dich nur an eigene Erlebnisse! Die Betrachtung nach theoretischen Höhenmetern wiederum macht den Dachstein zum Sieger.
Wir einigen uns jetzt einfach mal darauf, daß sowohl der Dachstein als auch der Grimming prominente Berge sind. Und gehen über zu folgender Betrachtungsweise.
Objektive Prominenz
Ein eigenständiger Berg hat an irgendeiner Stelle eine Verbindungsbrücke zu einem nächsthöheren Berg. Diese Verbindungsbrücke ist meist ein Sattel bzw. Paß (innerhalb einer Berggruppe) oder ein Ort bzw. Talboden (wenn der Gruppenhöchste vom Höchsten einer benachbarten Berggruppe überragt wird). Die Differenz in Höhenmetern, um die ein Berggipfel über seine höchste Verbindungsbrücke (“Saddle”) hinausragt nennt man in interessierten Bergsteigerkreisen daher “Prominenz”. Ein Berg erscheint uns als umso mächtiger, selbstständiger und beindruckender, je mehr “Prominenz” er aufweist. In den letzten Jahren hat eine Gruppe interessierter Bergsteiger so die “Prominenzen” für die wichtigsten Berge der Welt und die wichtigsten Berge Europas erhoben, indem sie die “Prominenzen” der höchsten Berge jeder Gruppe maßen (Liste von Petter Bjorstad: http://www.ii.uib.no/~petter/mountains/europe_finest.html ). So kenne ich nun die “Prominenzen” von Großglockner, Wildspitze, Dachstein und so weiter, aber ich vermisse noch die “Prominenzen” der zweithöchsten Berge, die “Prominenzen” meiner Hausberge und so weiter. Da könnte sich bei etwas Nachforschung noch die eine oder andere Überraschung oder Bestätigung ergeben (“ah deswegen - hab mir’s eh immer gedacht”). Die Prominenz sagt zwar viel über die Berggestalt aus, aber immer noch bleibt mir überlassen, ob ich zB. durch Benutzung einer Straße einen höheren Ausgangspunkt wähle..
Emotionale Prominenz
Ungeachtet der Seehöhe und Höhenmeter berühren mich die Berge in der unten angeführten Tabelle auf ihre eigene Art; ob ich dort war oder nicht, ich habe jedenfalls eine emotionale Verbindung zu ihnen. Es gäbe noch viele weitere ... z.B. den Gippel (der mich unfreiwillig in die Kronen-Zeitung brachte), den Glödis (“mein österreichisches Matterhorn”), den Watzmann, den Piz Palü (der von Leni Riefenstahl so unvergleichbar in Szene gesetzt wurde), den Mount Kenia usw. usw. usw.
Denn: Wer verbindet nicht zumindest ein Erlebnis oder einen Traum mit einem Berg ???