Faszination Höhle
Höhlen haben mich schon als kleiner Bub fasziniert. Kein Erdloch, kein Gang ins Dunkel, der mich nicht unwiderstehlich angezogen hätte ... was ist da wohl dahinter, wie sieht es dort aus, welche Schätze warten dort nur auf meine Entdeckung ? Zuerst dachte ich an Gold und Edelsteine der Bergfeen und Zwerge ...
Die Faszination ist bis heute geblieben. Heute ist mir lange klar, daß ich seltene Kleinode in unserem Dasein wie Tropfsteine, Sinterwände, unterirdische Bäche und Wasserfälle sowie bizarre Eisformationen oder Kristallbildungen in unwirklichem Licht als echte Schätze betrachten will. Nicht, daß ich Höhlen als mein hauptsächliches Hobby bezeichnen würde; aber wenn ich am Berg beim Wandern eine in der Nähe leicht erreichbar sehe, dann möchte ich hinein, sofern es die Zeit erlaubt. Für Ursula hingegen ist eine Höhle der pure Horror, wenn sie dunkel und eng wird. Und auch künstliche Höhlen “schafft” sie nicht, wenn diese Faktoren zutreffen; zwar hat sie mit mir schon mehrere Höhlen besucht; aber z.B gleich fluchtartig verlassen hat sie den dunklen Eingangsbereich beim “Dialog im Dunkeln” (einer beeindruckenden Sinneserfahrung für Sehende und zugleich eine der seltenen Möglichkeiten für Blinde, die Relativität von Fähigkeiten vorzuführen). Daher war Ursula bei den meisten Höhlenbesuchen nicht mit dabei.
Übrigens: Seit über hundert Jahren sind die Begriffe Höhle und Grotte klar getrennt. Höhlen entstehen auf natürliche Weise. Nur künstliche Höhlen nennt man Grotten. Nur jene Höhlen, die das Wort Grotte seit langer Zeit im Namen tragen und unter diesem Namen sehr bekannt sind, durften das Wort Grotte weiter im Namen führen. Dann sind da noch die Klüfte, die mir vor allem in Zusammenhang mit Mineralien-Vorkommen einfallen; das können Spalten im Berg genauso sein, wie sehr kleine Kriechhöhlen. Die meisten liegen so abgelegen und hoch, daß man kaum hinkommt - ich persönlich habe noch nie eine aufgefunden. Deswegen gehe ich auf Klüfte wenn überhaupt dann unter Mineralien & Gesteine näher ein.
Meine Höhlen
In meiner Kindheit habe ich mit meiner Familie alle Salzbergwerke in Altaussee, Berchtesgaden, Bad Ischl, Ebensee, Hallein und Hallstatt sowie das Schaubergwerk im Technischen Museum in Wien besucht. Das war zweifellos jedesmal eindrucksvoll - aber das meine ich hier nicht.
Ich meine eben “richtige” natürlich entstandene Höhlen. In der nachfolgenden Liste findest Du alle rund zwei Dutzend Höhlen, die ich bisher besuchte (dabei meine “Favorites” in Fettdruck):
Rekorde, Rekorde - länger, tiefer, beliebter ...
Die längste Höhle der Welt ist mit 571.317 m Ganglänge das Höhlensystem “Mammoth Cave - Flint Ridge Cave” in den USA und somit mehr als doppelt so lang wie die zweitplatzierte “Optimisticeskaja” in der Ukraine mit 208.000 m Ganglänge. Die längste Höhle Österreichs ist das Höhlensystem “Schönberg-Raucherkar-Feuertal” im Toten Gebirge, dessen Zusammenhang seit 3.8.2007 dokumentiert ist und derzeit eine Gesamt-Ganglänge von 121.050 m aufweist. Mit über 121 km Ganglänge ist dieses System damit weltweit unter den Top 15 der längsten Höhlen. Totes Gebirge, Dachstein und Tennengebirge sind in Österreich die am reichsten mit langen Höhlen gesegneten Gebirgsstöcke.
Die tiefste Höhle der Welt ist mit einer Gesamttiefe von 2.158 m die “Voronya Cave” (Krubera Cave) im Kaukasus (Georgien). Doch bereits die weltweit zweit-tiefste Höhle ist der österreichische “Lamprechtsofen” in den Leoganger Steinbergen mit einer Gesamttiefe von 1.632 m, wobei der Eingang auf 660 m und der oberste Ausgang in 2.284 m Seehöhe liegt. Naturgemäß befinden sich im Tennengebirge und toten Gebirge auch die meisten tiefen Höhlen. (Stand bis hier: 02/2011)
In den niederösterreichischen und ost-steirischen Kalkalpen finden sich an “rekordverdächtigen” Höhlen (Stand: 11/2007) immerhin noch
- das Ötscher-Höhlensystem mit einer Länge von 27.003 m und einer Tiefe von 662 m,
- das Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem (Hochschwab) mit einer Länge von 20.215 m und
einer Tiefe von 595 m, sowie
- das Warwas-Glatzen-Höhlensystem (Kräuterin / Mariazellerland) mit einer Länge von 10.702 m
und einer Tiefe von 765 m.
Die Besuchermengen sind sehr unterschiedlich. Gott sei Dank gibt es genug einsame Höhlen, die dich atmen und in Ruhe forschen lassen. Das Interesse der Massen konzentriert sich auf die mit verschiedenen Hilfen ausgebauten Schauhöhlen. Eisriesenwelt, Dachstein-Mammuthöhle, Dachstein-Rieseneishöhle, Lurgrotte und Seegrotte mögen hier als österreichische Beispiele dienen. Die Eisriesenwelt zählt jährlich über 200.000 Besucher und dürfte damit Österreichs meistbesuchte Höhle sein. Das ist vergleichbar mit der berühmten ”Adelsberger Grotte” von Postojna (SLO) - nur daß diese schon viel länger mit diesen Besuchermassen umgehen können muß. Diese meistbesuchte Höhle Europas zählte bisher in 184 Jahren über 30 Mio. Besucher. Bei vielen Höhlen verteilt sich der Andrang der Besucher halbwegs gleichmäßig über Frühling bis Herbst, und nur so sind bis zu 1.200 Besucher täglich gefahrlos zu führen. Wenn Du Dir überlegst, daß die Führungszeiten aus naheliegenden Gründen zwischen 9 und 18 Uhr liegen, kommen so cirka 120-150 Personen pro Stunde zusammen. Wenn Du Dir weiter überlegst, daß ein Führer jeweils nur eine Gruppe von 30-40 Personen so führen kann, daß sie ihn noch verstehen und er sie noch überblickt, dann ergibt das pro Stunde 3-5 startende Führungen. Da wollen wir mal davon ausgehen, daß Führungen nie länger als 40-50 Minuten dauern, denn sonst steigen sich die Gruppen in der Höhle den ganzen Tag gegenseitig auf die Zehen ... Für manche Höhlen gäbe es noch mehr Besucher-Interesse vor allem in der Ferienzeit, wo dann durch die beschränkte Zahl an Führungs-Personal natürliche Limits entstehen. Diese Zahlen beweisen eindrucksvoll, wie stark die Faszination Höhle doch auf viele Menschen wirkt. Offenbar haben wir noch in unseren Genen gespeichert, wo wir früher gewohnt haben ...
Höhlen-Links
Hier findest Du weiterführende Informationen zum Thema Höhlen:
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